Bildung und Beschäftigung für Jugendliche
In den Dornbirner Jugendwerkstätten erhalten junge Menschen befristete Arbeitsverhältnisse, Bildungsangebote und Gesundheitsförderungen. Finanziell unterstützt wird das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt vom AMS.
Die Arbeitslosenzahlen steigen. Gerade Jugendliche bis 25 Jahren sind von dieser Entwicklung besonders betroffen. In dieser Personengruppe gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von rund 13 Prozent. Hinter den nüchternen Zahlen stehen oft bewegende Geschichten junger Menschen, die im politischen Diskurs kaum Erwähnung finden.
„Die Jugendlichen, die bei uns sind, bringen einen Rucksack voller Herausforderungen mit“, erzählt Elmar Luger, Geschäftsführer bei den Dornbirner Jugendwerkstätten, „das beginnt bei schwierigen Familienverhältnissen und sprachlichen Defiziten und reicht bis zu finanziellen Problemen, gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Auffälligkeiten.“ Mit seiner über 30-jährigen Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen hat Luger viele Höhen und Tiefen seiner Klientinnen und Klienten hautnah miterlebt. „Wir hatten einen jungen Burschen bei uns, der mir erklärte, er hasse alle Menschen und brauche niemanden auf dieser Welt. Dann hat er bei uns über das Projekt Leuchtturm seinen Hauptschulabschluss nachgeholt und steht heute mit beiden Beinen im Leben.“
Realität am Arbeitsmarkt vermitteln
Aktuell sind 45 langzeitbeschäftigungslose Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren in den Dornbirner Jugendwerkstätten mit einem befristeten Dienstverhältnis bis zu einem Jahr beschäftigt. „Wir bieten ein vielfältiges Angebot, von Rasenmähen und Montagearbeiten über Entrümpelungen bis zur Erstellung von Gartengarnituren aus Holz“, erklärt Luger, „zudem sind wir auch auf der Dornbirner Messe mit einem Verkaufsstand vertreten und betreiben dort das Messecafé.“ In unterschiedlichen Werkstätten werden Aufträge von Unternehmen, privaten Haushalten sowie öffentlichen Institutionen bearbeitet.
„Unser großes Plus ist, dass wir wie ein normaler Betrieb funktionieren und unseren Erhalt, neben öffentlichen Förderungen, auch selbst erwirtschaften müssen“, schildert Luger, „so lernen die Jugendlichen den Arbeitsalltag aus der Praxis kennen, können ihr theoretisches Wissen mit konkreten Aufträgen aus der Wirtschaft verbinden und verdienen ihr eigenes Geld.“ Wichtig für die Entwicklung der Jugendlichen sind klare Strukturen und genaue Zuweisungen der Tätigkeiten. So beginnt der Arbeitstag um acht Uhr mit einer morgendlichen Runde, wo die Diensteinteilung erfolgt.
„Je nach Auftragslage werden die Jugendlichen auf die Werkstätten aufgeteilt“, so Luger, „und dort von unseren Arbeitsanleiterinnen und Arbeitsanleitern in ihren täglichen Aufgaben unterstützt.“ Einen wesentlichen Aspekt seiner Tätigkeit sieht der Geschäftsführer darin, den Jugendlichen einen Sinn für die Realität am Arbeitsmarkt zu vermitteln. „Oft klaffen Anspruch und Wirklichkeit doch weit auseinander. Die Jugendlichen brauchen Zeit, um herauszufinden, welche Arbeit zu den eigenen Fähigkeiten passt. Dazu braucht es vor allem ein realistisches Selbstbild.“
Negative Erfahrungen während Ausbildung
Zwei, die gerade ihren persönlichen Weg der Selbstfindung beschreiten, sind Tabea Nußbaumer und Corvin Mostegl. Neben unterschiedlichen Interessen und Begabungen haben beide etwas gemeinsam, ihre negativen Erfahrungen während der Ausbildungszeit. „Ich habe eine Ausbildung im Tourismus gemacht, diese aber aus psychischen Gründen nach zwei Jahren abgebrochen“, erzählt die 18-Jährige Tabea Nußbaumer, „für mich war diese Zeit vor allem mit Stress verbunden, bis ich schließlich ins Burnout gerutscht bin.“
Ähnlich erging es Corvin Mostegl. Der 20-Jährige absolvierte eine Lehre zum KFZ-Techniker und hat diese ebenfalls nach zwei Jahren beendet. „Grundsätzlich hat mir die Lehre gefallen, ich bin jedoch mit dem Chef des Unternehmens überhaupt nicht klargekommen. Das hat mich in meinem Wunsch bestärkt, mein eigenes Ding zu machen.“ Zu den Dornbirner Jugendwerkstätten sind beide über das AMS-Projekt „Tapetenwechsel“ gekommen. Nach anfänglicher Skepsis haben sich beide gut integriert und ihr Aufgabengebiet gefunden. So arbeitet Tabea Nußbaumer derzeit in der Textilwerkstatt, Corvin Mostegl im Außendienst, wo er in der Stadtgarage Dornbirn mit Räumungsarbeiten beschäftigt ist. „Ich fühle mich hier angenommen und meine Fähigkeiten werden wertgeschätzt“, erklärt Nußbaumer, „ich habe keine Angst mehr, etwas Falsches zu sagen oder zu tun. Und es ist das erste Mal, dass ich mit meinem Vorgesetzten ein gutes Verhältnis habe.“
Berufliche Zukunft planen
Für ihre berufliche Zukunft haben Tabea Nußbaumer und Corvin Mostegl ganz unterschiedliche Vorstellungen und Zielsetzungen. „Mein Wunsch ist es, mir als 3D-Designer eine berufliche Selbstständigkeit aufzubauen“, so Mostegl, „da es in Vorarlberg keine passenden Ausbildungsmöglichkeiten gibt, bilde ich mich derzeit mit Online-Seminaren selbst weiter.“ Dass der Weg in die berufliche Selbstständigkeit kein leichter ist, steht für den Jungdesigner außer Frage. „Ich hatte schon Erfahrung mit dem Unternehmensgründungsprogramm des AMS.
Eine Aufnahme hat damals jedoch nicht geklappt, da mein Konzept nicht ausgereift war.“ So nutzt er seine Zeit bei den Dornbirner Jugendwerkstätten auch dafür, sich durch die angebotenen Workshops und Sozialkompetenztrainings weiterzuentwickeln. „Am meisten profitiere ich vom Finanzworkshop, da gibt es einiges, was ich für meine angestrebte Selbstständigkeit brauchen kann.“ Während Corvin Mostegl bereits ein klares berufliche Ziel vor Augen hat, ist Tabea Nußbaumer noch auf der Suche. „Einen konkreten Berufswunsch habe ich nicht. Was ich mir jedoch gut vorstellen kann, ist, anderen Menschen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden wie ich, zu helfen. Ich brauche jedoch noch etwas Zeit, bin psychisch noch nicht so weit, um Vollzeit zu arbeiten.“
Neue pädagogische Projekte
Um den Jugendlichen Stabilität und Zuversicht zu geben, braucht es immer wieder neue Projekte mit kreativen Ideen. So wurde vor einiger Zeit ein Gehege mit einem wunderschönen Garten angelegt, wo derzeit sieben Hennen und zwei Hähne gehalten werden. „Ich nenne das unser tierpädagogisches Projekt“, so Luger, „davon profitieren wir auf vielen Ebenen, die Jugendlichen haben durch Pflege und Instandhaltung eine Aufgabe, wir erhalten Eier fürs Essen und haben sogar schon an einer Kleintierausstellung teilgenommen.“
Weitere Informationen zu den Dornbirner Jugendwerkstätten und Kontaktmöglichkeiten.
AMS Berufsinfomat
Der AMS Berufsinfomat beantwortet Fragen rund um das Thema Berufe, Aus- und Weiterbildung. Er nutzt fortschrittliche KI-Technologie zur Formulierung dynamischer Antworten. Probieren Sie es aus!
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