Syrische Brüder zu Fachkräften ausgebildet
Mit Fenner Hassan und Jalal Hassan arbeiten zwei Männer aus Syrien nach Abschluss ihrer Lehre als Maler und Beschichtungstechniker bei der Werner Bösch Malerbetrieb GmbH in Höchst.
Handwerk hat goldenen Boden, heißt es im Volksmund. Doch trotz hervorragender beruflicher Perspektiven und Aussicht auf finanzielle Absicherung entscheiden sich immer weniger Menschen für eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf. Das mag zum einen an der demografischen Entwicklung liegen, zum anderen daran, dass sich die Lebensentwürfe junger Menschen über die letzten Jahre stark verändert haben. „Früher haben sich die jungen Leute für eine Lehre entschieden, weil sie von der Schule die Nase voll hatten“, erzählt Reinhold Ebenbichler, Geschäftsführer bei der Werner Bösch Malerbetrieb GmbH in Höchst.
Zudem schwindet das Ansehen des Handwerks in der Gesellschaft, der Glanz früherer Jahre scheint zu verblassen. „Was wir brauchen, sind ausgebildete Leute“, erklärt Dagmar Bösch, Geschäftsführerin und Malermeisterin beim Höchster Malerbetrieb, „heute kann jeder mit ein wenig Geschick den Beruf ausüben, ohne Lehre oder Meisterprüfung. Das hat Auswirkung auf die Qualität der Arbeit und schadet der gesamten Branche.“ Bereits seit den 1970er-Jahren ist das Unternehmen mit derzeit 16 Mitarbeitenden in der Lehrausbildung engagiert. „Damals hatten wir im Schnitt sechs Lehrlinge in Ausbildung, heute sind es gerade einmal ein bis zwei“, schildert Bösch die Entwicklung.
Vermittlung durch AMS
Eine Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen, ist die berufliche Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund. Mit Fenner Hassan und Jalal Hassan hat der Malerbetrieb Bösch kürzlich zwei Syrer aufgenommen, die bereits in ihrer Heimat über viele Jahre als Maler tätig waren. Die Brüder kamen vor vier Jahren nach Vorarlberg und standen vor der Herausforderung, sich in eine fremde Kultur zu integrieren. „Im ersten Jahr haben wir einige Kurse besucht“, erzählt Jalal Hassan, der mit 40 Jahren ein Jahr älter ist als sein Bruder, „so haben wir uns die Grundkenntnisse der deutschen Sprache angeeignet, um anschließend mit einer Malerlehre bei INTEGRA Vorarlberg zu beginnen.“
Alles lief gut, bis die Lehrwerkstätte bei INTEGRA diesen Sommer geschlossen wurde. Nach zwei Jahren Ausbildung stellte sich nun die Frage: Wie weiter? In Zusammenarbeit mit dem AMS Bregenz wurde schließlich eine Lösung gefunden. Fenner und Jalal Hassan wurden vor zwei Monaten zur Weiterführung der Lehre an den Malerbetrieb Bösch vermittelt. „Der erste Eindruck hat uns überzeugt“, erinnert sich Bösch, „wir haben uns kennengelernt und es hat gleich gepasst. Fenner und Jalal sind motiviert und haben sich super bei uns integriert.“
Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung
Jemanden aus einer laufenden Lehre zu übernehmen ist mit Herausforderungen verbunden, wie Ebenbichler weiß. Das Augenmerk lag auf der Vorbereitung zur Lehrabschlussprüfung. In kurzer Zeit mussten wir herausfinden, was die beiden können und was nicht. Aufgrund der noch bestehenden Sprachbarrieren waren wir zudem gefordert, noch genauer zu erklären und noch besser auf die Fachbegriffe einzugehen.“ Die intensive Betreuung hat sich jedenfalls ausgezahlt. Vor zwei Wochen haben die Brüder ihre Lehrabschlussprüfung zum Maler und Beschichtungstechniker mit Erfolg bestanden.
„Der praktische Teil ist mir leichtgefallen, da hatte ich im Vorfeld auch kaum Bedenken“, erzählt Fenner, „dafür war das Fachgespräch aufgrund der sprachlichen Anforderungen umso schwieriger.“ Dem Umstand, dass es in der Branche Lehrlinge mit Migrationshintergrund gibt, wird bei der Lehrabschlussprüfung Rechnung getragen. „In der Prüfungskommission wird mittlerweile auf die besondere Situation Rücksicht genommen. So haben Lehrlinge mit sprachlichen Defiziten bessere Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss“, so Ebenbichler.
Integration durch Arbeit
Die Branche braucht motivierte und qualifizierte Menschen, die das Handwerk mit Freude ausüben und somit den Qualitätsstandard in der Region hochhalten. „Das Malerhandwerk beinhaltet mehr als nur einen Raum auszumalen. Der Beruf bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, eine Vielzahl an Techniken und Materialien. Es ist ein toller und vielseitiger Beruf, der mehr gefördert werden sollte“, ist Ebenbichler überzeugt.
Und für geflüchtete Menschen bietet eine Handwerkslehre Möglichkeiten, sich auf produktivem Wege in die Gesellschaft zu integrieren. So wie für Fenner und Jalal Hassan, die beiden Brüder aus Syrien, die ihre Zukunft mit ihren Familien in Vorarlberg sehen. „Es sind nette Leute in der Firma. Wir können uns durchaus vorstellen, die nächsten 30 Jahre hier zu arbeiten.“
Mit dem Projekt Chance unterstützt das AMS eine Lehrausbildung
AMS Berufsinfomat
Der AMS Berufsinfomat beantwortet Fragen rund um das Thema Berufe, Aus- und Weiterbildung. Er nutzt fortschrittliche KI-Technologie zur Formulierung dynamischer Antworten. Probieren Sie es aus!
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