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Zwei Frauen in einem Gebrauchtwarengeschäft
Arbeitssuchende fördern

Der harte Weg zurück ins Arbeitsleben

Für nicht wenige Menschen gleicht der berufliche Werdegang eher einem holprigen Waldweg als einem glattgewalzten Gehsteig, geprägt von persönlichen Schicksalsschlägen, finanziellen Herausforderungen, gesundheitlichen Einschränkungen, zerplatzten Lebensträumen sowie dem Verlust an Selbstwertgefühl. Ähnliche Erfahrungen machte auch Astrid H. Die 57-Jährige arbeitete bis zum Jahr 2000 als Büroangestellte in der Bezirkshauptmannschaft Bludenz. Dann bekam sie ihr erstes Kind, etwas später folgte das zweite. Wie viele Frauen widmete sie sich fortan der Kinderbetreuung und arbeitete in unterschiedlichen geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen.

Herausfordernde Lebensphase

Soweit schien alles in Ordnung. Doch mit der Scheidung von ihrem Mann begannen die Schwierigkeiten. „Ich hatte finanzielle Probleme, der Schuldenberg wurde immer größer und die Aussichten auf einen Job waren gleich null“, erinnert sich Astrid H. Mit der Situation überfordert, entwickelte sich über die Zeit eine psychische Erkrankung, die es für die Absolventin einer Frauenfachschule noch schwerer machte, beruflich wieder Fuß zu fassen. „Es war eine äußerst herausfordernde Zeit in meinem Leben, die Schulden, kein Job, dazu die psychischen Probleme und zu Hause zwei pubertierende Jungs, die Aufmerksamkeit brauchten.“ Etwas Hoffnung kam auf, als sie 2015 eine Anstellung als Verkäuferin in einem Bio-Laden gefunden hatte. Hier arbeitete sie rund zwei Jahre, konnte aufgrund der geänderten Arbeitszeiten und dem steigenden Arbeitsdruck die Tätigkeit jedoch nicht mehr ausüben. „Für mich ein herber Rückschlag“, erinnert sich Astrid H.

Oliver Wellschreiber (AMS), Stefan Rauch (WohnCult), Alice Aigner (Pinoccio),
Astrid H., Stefan Knall (NEBA Betriebsservice), v.l.n.r.

Von nun an war sie wieder beim AMS gemeldet und es begann sich die Spirale aus Kursen, Tätigkeiten bei sozialökonomischen Betrieben und beschäftigungslosen Zeiten zu drehen. Zuletzt war sie bei der AQUA Mühle Vorarlberg gGmbH als Produktionskraft angestellt. „Ich hatte mit der Jobsuche schon abgeschlossen. Für mich stand fest, dass ich bis zur Pension in einem sozialökonomischen Betrieb beschäftigt sein würde.“ Doch es kam anders. Über einen AMS-Kurs für Wiedereinsteigerinnen entstand der Kontakt zum Kinderparadies Pinoccio, das jemanden für den Verkauf suchte. „Zuerst war ich von der Stelle nicht besonders begeistert“, erzählt Astrid H., „doch meine Betreuerin blieb hartnäckig und hat meinen Lebenslauf an das Unternehmen gesendet.“

Dann ging alles ziemlich schnell. Vom ersten Kennenlernen bis zur Unterzeichnung des Arbeitsvertrages verging kaum eine Woche. „Die Chemie hat gleich gepasst“, erzählt Alice Aigner, Geschäftsführerin von Pinoccio Kinderparadies GmbH. „Wir stellen bewusst Menschen ein, die sich am Arbeitsmarkt schwerer tun und eine zweite oder auch dritte Chance verdienen“, so Aigner, „das ist Teil unseres sozialen Konzepts, das wir verfolgen.“

Den Menschen etwas zutrauen

Das Kinderparadies Pinoccio bietet hochwertige Gebraucht- und Neuwaren für Baby und Kind mit den Schwerpunkten Fahrrad und Skiausrüstung. Seit Februar 2023 ist Alice Aigner für das Geschäft verantwortlich, das sie als Franchisenehmerin betreibt. Die Betriebsübernahme hat sich eher zufällig ergeben, wie sich Aigner erinnert. „Mein Partner Stefan Rauch und ich betreiben im selben Gebäude das Unternehmen WohnCult. Als die Weiterführung vom Kinderparadies Pinoccio zur Diskussion stand, haben wir uns entschlossen, diese Herausforderung anzunehmen.“ Das passende Personal zu finden, entpuppte sich dabei als eine der größten Hürden. Doch nach den anfänglichen Schwierigkeiten, geprägt von Einstellungen und Trennungen, formte sich das Team und ist heute eine eingeschworene Gemeinschaft. Aktuell arbeiten insgesamt vier Personen in den Bereichen Verkauf und Werkstatt, davon ein Lehrling.

„Zu unserer Unternehmensphilosophie gehört, dass sich die Menschen bei uns wohlfühlen, gerne zur Arbeit kommen und unsere Kundinnen und Kunden mit einem Lächeln begrüßen“, so Aigner. „Im Grunde kann mit etwas Wille jeder die Jobs machen, die wir bei Pinoccio anbieten. Was wir jedoch wünschen ist Pünktlichkeit, genaues Arbeiten und vor allem Begeisterung und Freude, mit Menschen zu tun zu haben.“ Welchen Einfluss der respektvolle Umgang in einem familiären Arbeitsumfeld auf die Entwicklung von Menschen haben kann, schildert Stefan Rauch an einem Beispiel. „Jasmin, die zweite Dame im Verkauf, ist in der Zeit, in der sie bei uns ist, wie eine Blume aufgeblüht. Von einem äußerst schüchternen Mädchen zu einer selbstbewussten Frau. Das zeigt mir, was es bewirken kann, wenn man den Menschen etwas zutraut und ihnen Vertrauen entgegenbringt.“

Persönlicher Kontakt entscheidend

Die Personalvermittlung läuft derzeit ausschließlich über das AMS. Für den Erfolg sei vor allem der persönliche Kontakt entscheidend. „Für mich ist das AMS unser Berater Oliver Wellschreiber“, bringt es Rauch auf den Punkt. „Alle Mitarbeitenden, die derzeit bei uns arbeiten, hat Oliver vermittelt. Zudem regelt er die finanziellen Förderungen, ohne die wir unseren Personalstand bei Pinoccio kaum halten könnten.“ Auch die Einstellung von Astrid H. wurde über die Eingliederungsbeihilfe des AMS finanziell gefördert. Für die Bludenzerin war es jedenfalls eine Unterstützung zur richtigen Zeit. Inzwischen hat sie sich gut eingefunden und arbeitet 20 Stunden an drei Tagen in der Woche. „Durch mein Alter und der psychischen Einschränkung kann ich mit Druck schlecht umgehen, ich bin ganz einfach nicht mehr so leistungsfähig wie früher. Aber ich spüre das Entgegenkommen, besonders von Alice. Sie steht hinter mir und ich kann mich auf sie verlassen. Das gibt mir Selbstvertrauen und die Zuversicht, die letzten Jahre meines Berufslebens bei Pinoccio zu verbringen.“

Kooperation mit dem NEBA Betriebsservice Vorarlberg

Abgestimmt auf die Anforderungen und Bedürfnisse des Unternehmens informiert das NEBA Betriebsservice Vorarlberg gezielt über die Möglichkeiten der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Im Falle von Astrid H. wurde nach Absprache mit dem AMS das Unternehmen Pinoccio vom Betriebsservice kontaktiert und Fördermöglichkeiten sowie rechtliche Rahmenbedingungen geklärt. Zudem wurde besprochen, ob technische Hilfsmittel für den Arbeitsplatz benötigt werden.

Weitere Informationen zur Eingliederungsbeihilfe des AMS

NEBA Betriebsservice Vorarlberg

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