„Der schönste Beruf der Welt“
Am Ortsrand von Schwarzach befindet sich die Rieger Orgelbau GmbH. In den imposanten Werkräumen fertigt ein hochspezialisiertes Team aus rund 60 Fachkräften Orgeln für den Weltmarkt. Von Peking bis Jerusalem, von Helsinki bis Graz sorgen die Instrumente des Vorarlberger Traditionsunternehmens in Kirchen, Kathedralen und Konzertsälen für einzigartige Klangerlebnisse. Neben der Verbindung von Tradition und High-Tech ist es vor allem das lebendige Zusammenwirken von Menschen aus unterschiedlichen Nationen, das für den Erfolg des Unternehmens verantwortlich zeigt. „Wir verstehen uns als eine große Gemeinschaft“, erzählt Wendelin Eberle, Geschäftsleiter bei Rieger Orgelbau, „denn nur gemeinsam können wir das Produkt Orgel so gestalten, wie wir uns das vorstellen, da braucht es das ganze Team.“
Vier weibliche Lehrlinge im Orgelbau
Um Fachkräfte zu gewinnen, setzt das Unternehmen auf die Lehrausbildung im eigenen Betrieb. Derzeit absolvieren 12 junge Menschen in den Bereichen Orgelbau und Tischlerei ihre Ausbildung. Doch Ansprüche und Ansichten der jungen Generation haben sich geändert, wie Eberle weiß. „Früher waren die Jugendlichen eher auf der Suche nach einem Betrieb, bei dem sie längerfristig bleiben konnten. Heute wollen viele nach der Lehre eine Auszeit nehmen, die Welt bereisen und sich ausprobieren. Das bringt zwar Abwechslung, man kommt aber beruflich nirgends wirklich an die Spitze.“
Was sich auch verändert hat, ist das Interesse von Frauen an einer Ausbildung im Orgelbau. „Wir haben dieses Jahr fünf Lehrling aufgenommen, davon sind vier weiblich“, so Eberle, „da kommt einiges in Bewegung. Vielleicht ist es auch das Exotische am Orgelbau, das es für Frauen interessant macht, den Beruf zu erlernen.“
Lehrstelle im eJob-Room des AMS gefunden
Eine der Frauen, die dieses Jahr als neues Mitglied in die Rieger-Familie aufgenommen wurde, ist Katharina Fasching. Die 31-Jährige hatte zuvor ein Kolleg für erneuerbare Energien, Umwelt und Nachhaltigkeit in Wien besucht und einige Jahre Berufserfahrung sammeln können, doch glücklich wurde sie in ihrem Job nicht. „Ich wollte mit meinen Händen und zusammen mit anderen im Team arbeiten, etwas mit musikalisch-künstlerischem Bezug. Und da ich selbst Gitarre und Klavier spiele, war für mich der Instrumentenbau schon länger interessant“, erzählt Fasching.
Auf die Stelle bei Rieger Orgelbau ist sie eher zufällig gestoßen, wie sie sich erinnert. „Ich war im FiT-Programm und habe mir die Stellenanzeigen im eJob-Room des AMS angesehen, so bin ich auf die Lehrstelle aufmerksam geworden. Den Orgelbau hatte ich ehrlich gesagt nicht am Schirm.“ So kam eines zum anderen und nach dem Vorstellungsgespräch war schnell klar, dass sie die Lehre bei Rieger Orgelbau absolvieren wird. „Mich hat vor allem der bisherige Lebenslauf von Katharina angesprochen. Sie hat schon einiges gemacht und bringt eine gewisse Vorbildung mit“, erklärt Eberle, „doch ich war auch ein wenig skeptisch, ich hatte das Gefühl, dass sie noch sehr auf der Suche sei, sich beruflich noch nicht festlegen möchte.“
Der berufliche Neustart brachte für Katharina Fasching auch einen Wechsel des Lebensmittelpunktes von Wien nach Vorarlberg mit sich. Derzeit lebt sie in einer Wohngemeinschaft in Dornbirn und fühlt sich schon ziemlich wohl im Ländle. „Für mich hat sich alles gut gefügt. Ich profitiere von einem kollegialen Arbeitsumfeld und einem wunderschönen Lebensraum.“
Einer der vielfältigsten Handwerksberufe
Für Eberle ist Engagement das Wichtigste, was ein Lehrling mitbringen sollte. „Der Orgelbau ist sicher der vielfältigste Handwerksberuf den ich kenne. Es sind viele Bereiche, die hier zusammenkommen, vom Holzbau über Metalltechnik bis hin zu Kunst und Musik. Da braucht es den vollen Einsatz der Jungen, sie müssen das, was sie tun, wirklich wollen, nur so werden sie gut in ihrem Beruf.“
Eine wesentliche Voraussetzung für die Ausübung des Berufes ist die Bereitschaft zu reisen. „Wir sind weltweit tätig und müssen für Aufbau oder Intonation vor Ort sein“, schildert Eberle“, ich habe das berufliche Unterwegs sein immer als Bereicherung empfunden. Man lernt viele unterschiedliche Menschen kennen, bekommt Einblicke in andere Kulturen und kann Freundschaften auf der ganzen Welt schließen.“ Auch für Fasching ist dieser Aspekt des Berufes ein Pluspunkt. „Es gibt für mich noch vieles auf der Welt zu sehen, ganz besonders freue ich mich auf die Projekte in China.“ Doch bis es soweit ist, gilt es in einer ersten Phase das Instrument in seiner Vielfalt zu erfahren.
Regelmäßiger Orgelunterricht
Dazu zählt neben dem Mitarbeiten in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen auch ein regelmäßiger Orgelunterricht, der während der gesamten Lehrausbildung einmal wöchentlich absolviert wird. „Dieses Angebot schätze ich sehr. Das gibt mir die Gelegenheit, das Instrument von allen Seiten kennenzulernen.“
Um jungen Menschen auch weiterhin eine berufliche Perspektive zu bieten, setzt sich Eberle auch aktiv als Mitglied der Bundesinnung der Kunsthandwerke der Wirtschaftskammer Österreich für die duale Lehrausbildung ein. „Die Ausbildung von Lehrlingen ist uns sehr wichtig, zum einen aus purem Egoismus, um uns als Unternehmen weiterzubringen, und zum anderen aus einer gesellschaftlichen Verantwortung heraus, den jungen Menschen eine wertvolle Lehrausbildung zukommen zu lassen.“ Und warum sich junge Menschen gerade für den Beruf des Orgelbauers, der Orgelbauerin entscheiden sollen, liegt für Eberle auf der Hand. „Für mich ist es der schönste Beruf der Welt.“
Weitere Informationen zum FiT-Programm des AMS
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Der AMS Berufsinfomat beantwortet Fragen rund um das Thema Berufe, Aus- und Weiterbildung. Er nutzt fortschrittliche KI-Technologie zur Formulierung dynamischer Antworten. Probieren Sie es aus!
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