Europaweite Personalsuche
EURES steht für European Employment Services und ist ein im Jahr 1993 gegründetes europaweites Netzwerk, welches das Ziel hat, die Mobilität von Arbeitskräften in ganz Europa zu erleichtern. Zu diesem Kooperationsnetz gehören die öffentlichen Arbeitsverwaltungen eines jeden EU-Mitgliedstaates plus der Schweiz, Island, Liechtenstein und Norwegen. Das Netz wird von der Europäischen Kommission koordiniert, wobei das Augenmerk sowohl auf der Unterstützung der Arbeitssuchenden als auch der Arbeitgeber liegt. Ein Interview mit Rosa Stampfer, EURES-Projektleiterin im AMS Vorarlberg.
Welche allgemeinen Unterstützungen bietet EURES den Unternehmen?
Rosa Stampfer: Die drei grundlegenden EURES-Dienstleistungen sind Information, Beratung und Vermittlung. Berater_innen von EURES sowie vom Service für Unternehmen des AMS Vorarlberg informieren heimische Betriebe auf Wunsch über die Dienstleistungsangebote von EURES im Rahmen eines persönlichen Betriebsbesuches.
Gibt es besondere Dienstleistungen für Unternehmen?
Stampfer: Eine besondere Dienstleistung ist das EURES-Portal, das Selbstbedienungsportal für Betriebe und Arbeitssuchende aus ganz Europa. Das Portal bietet Unternehmen einige Vorteile wie beispielsweise die Möglichkeit zur kostenlosen europaweiten Stellenveröffentlichung. Die Stellenangebote auf dem EURES-Portal stehen interessierten Arbeitssuchenden in 26 europäischen Amtssprachen zur Verfügung, die durch ein integriertes Übersetzungsprogramm bereitgestellt werden.
Zudem haben Unternehmen einen kostenlosen Zugang zu tausenden von Lebensläufen. Durch die Matchingfunktion können Unternehmen nach erfolgreicher Registrierung auf dem Portal direkt auf Arbeitsuchende zugreifen und diese kontaktieren. Derzeit sind rund 985.000 Lebensläufe auf dem EURES Portal online, da ist für jede Branche etwas dabei. Ebenfalls zu finden sind Arbeitsmarktinformationen sowie wichtigen Tipps und Hinweise zum Recruiting.
Bietet EURES auch Beratung zu rechtlichen Fragen bei der Einstellung von ausländischen Arbeitskräften?
Stampfer: EURES bietet keine rechtliche Beratung an, sondern stellt vielmehr Informationen und Leitfäden bereit, falls es Fragen zum Recruiting gibt oder es zur Einstellung von EU- bzw. EWR- Bürger_innen kommt. Zudem bietet EURES mit über 1.000 Berater_innen aus der EU/EWR ein länderübergreifendes Netzwerk, welches Unternehmen bei deren Anliegen bestmöglich unterstützt.
Welche Hürden bestehen bei der Einstellung ausländischer Arbeitskräfte?
Stampfer: Sprachbarrieren, kultureller Unterschiede, bürokratischer Hürden, unterschiedliche Arbeitsgesetzgebungen und fehlende europaweite Anerkennung von Bildungsabschlüssen können die Einstellung von Bürger_innen aus der EU erschweren. Das EURES Netzwerk setzt sich dafür ein, Betriebe und Bürger_innen aus der EU bei diesen Herausforderungen zu unterstützen. EURES ist ein Netzwerk von Menschen für Menschen mit dem Ziel, Mensch und Arbeit zu verbinden.
Wie verläuft die Integration von ausländischen Arbeitskräften?
Stampfer: In meiner Zeit als EURES Beraterin habe ich durchaus positive Erfahrung mit der Integration von Arbeitskräften aus der EU in heimische Unternehmen gemacht. Speziell im Tourismus ist es aufgrund von Personalmangel schon seit vielen Jahren üblich, Personen aus dem Ausland einzustellen. Dabei ist es mir wichtig, die Personen, die direkt von EURES an Betriebe vermittelt werden, gut in das Team und in die Arbeit zu integrieren.
Wir haben tolle Unternehmen in Vorarlberg, bei denen ich weiß, dass die Personen sehr gut aufgehoben sind. Das zeigen mir auch die Rückmeldungen der Arbeitskräfte aus der EU, die ich vermittelt habe. Wenn die Personen zufrieden sind, dann kommen sie auch wieder nach Österreich und geben Ihre Erfahrungen an Kolleginnen und Kollegen weiter. So entsteht der sogenannte Mitnahmeeffekt.
Aber nicht nur im Tourismus ist EURES Vorarlberg erfolgreich. Durch das EURES-Portal konnte beispielsweise eine Bewerberin aus Malta bei einem renommierten Zahnarzt in Vorarlberg als Zahntechnikerin beginnen und ist nun schon seit eineinhalb Jahren dort beschäftigt. Und dies anfänglich ohne Deutschkenntnisse. Wenn ein Unternehmen offen ist und Personen einstellt, bei denen zwar die Qualifikation und die Berufserfahrung passen aber die Sprachkenntnisse nicht optimal sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit trotzdem hoch, dass die Integration gelingt. Die Sprachkenntnisse können auch während der Beschäftigung erworben werden.
Aus welchen Ländern kommen die meisten Fachkräfte nach Vorarlberg?
Stampfer: Bezogen auf die EURES-Projekte in Vorarlberg kommen viele Fachkräfte derzeit aus Spanien und Italien. Früher kamen die meisten aus Ungarn, Kroatien und der Slowakei. Da hat sich der europäische Arbeitsmarkt in den letzten Jahren doch wesentlich verändert. Das ist mitunter darauf zurückzuführen, dass Spanien mit 12,7 Prozent aktuell die höchste Arbeitslosenquote hat, zudem auch die höchste Jugendarbeitslosigkeit, und wir daher speziell in Spanien aktiv sind, um diesen Personen Arbeitsplätze in Vorarlberg anzubieten. Auch Italien ist unter den Top drei EU-Ländern mit der höchsten Arbeitslosenquote. Die meisten Fachkräfte, die einer unselbständigen Erwerbstätigkeit in Vorarlberg nachgehen, kommen aber weiterhin aus Deutschland.
Wie stark wird EURES von Vorarlberger Unternehmen genutzt?
Stampfer: EURES wurde von Anfang an speziell von Vorarlberger Tourismusbetrieben genutzt. Seit ein paar Jahren ist das Interesse aber auch von Unternehmen aus anderen Branchen stark gestiegen. Daher haben wir heuer im Rahmen unseres Angebotes vom Service für Unternehmen eine Digital Lounge zum Thema EURES durchgeführt. Es waren rund 70 Betriebe verschiedener Branchen dabei, die sich über das Angebot informieren wollten.
Wie können Unternehmen sich aktiv an EURES beteiligen?
Stampfer: Der erste wichtige Schritt beinhaltet die Meldung der offenen Stellen beim AMS, damit diese europaweit veröffentlicht werden können. Wir schauen zuerst darauf, ob wir mit vorhandenem Potential aus Österreich die Stellen abdecken können, falls nicht, kann jeder Betrieb zusätzlich das EURES-Portal nutzen, um aktiv nach Bewerber_innen zu suchen. Zudem können wir Stellenangebote von heimischen Unternehmen auf europaweiten Jobmessen und Recruitingveranstaltungen bewerben und so geeignete Bewerber_innen direkt vermitteln.
Wie sieht die Zukunft der europäischen Personalsuche aus?
Stampfer: Da die künstliche Intelligenz auch in der Personalsuche eine immer größere Rolle spielen wird, habe ich mir erlaubt, zu dieser Frage den Input von Chat GPT heranzuziehen. Die generierte Antwort lautet: „Die Zukunft der europäischen Personalsuche wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter technologische Entwicklungen, wirtschaftliche und politische Veränderungen sowie gesellschaftliche Trends. Es ist jedoch zu erwarten, dass Technologien wie Big Data und Künstliche Intelligenz in der Personalbeschaffung eine immer wichtigere Rolle spielen werden.
Unternehmen können Daten und Algorithmen nutzen, um Bewerberprofile zu analysieren und sie gezielt anzusprechen. KI-gestützte Chatbots und virtuelle Assistenten können ebenfalls eingesetzt werden, um Bewerberfragen zu beantworten und ihre Erfahrungen zu verbessern. Darüber hinaus wird die Anwerbung internationaler Talente aufgrund der wachsenden Globalisierung und der Notwendigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, wahrscheinlich eine wichtige Rolle spielen. Unternehmen werden ihre Personalbeschaffungsstrategien anpassen müssen, um den Bedürfnissen und Erwartungen dieser Talente gerecht zu werden. Insgesamt wird es in Zukunft wahrscheinlich eine stärkere Integration von Technologie und sozialen Medien geben, um die Personalbeschaffung zu verbessern und den Prozess für Arbeitgeber und Arbeitnehmer effizienter und schneller zu gestalten.“
Mehr Informationen zu den European Employment Services (EURES)
AMS Berufsinfomat
Der AMS Berufsinfomat beantwortet Fragen rund um das Thema Berufe, Aus- und Weiterbildung. Er nutzt fortschrittliche KI-Technologie zur Formulierung dynamischer Antworten. Probieren Sie es aus!
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