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Quereinsteigende wesentlicher Aspekt im Personalrecruiting

Auch an den Schulen werden Fachkräfte gesucht. Was den Lehrberuf attraktiv macht, welche Strategien im Personalrecruiting eingesetzt werden und welche Rolle Quereinsteigende dabei spielen, erzählt Heiko Richter, seit August 2023 Bildungsdirektor in Vorarlberg, im Interview.  

Herr Richter, warum soll jemand Lehrerin beziehungsweise Lehrer werden?

Es ist einer der sinnstiftendsten Berufe, den ich kenne. Als Lehrerin oder Lehrer habe ich die Möglichkeit, junge Menschen in ihren prägendsten Jahren zu belgeiten und ihre Entwicklung maßgeblich zu unterstützen. Der Lehrberuf geht weit über die Vermittlung von Wissen hinaus, er spricht vor allem Personen an, die etwas bewirken und unsere Gesellschaft mitgestalten möchten. Daher sind wir darauf bedacht, im Rahmen der Lehrpläne Gestaltungsmöglichkeiten zu bieten, damit die Lehrpersonen Schwerpunkte setzen und sich voll und ganz einbringen können.

Zudem ist es ein sehr familienfreundlicher Beruf und auch die Gehaltsstruktur wurde in den letzten Jahren verbessert. Die Lehrpersonen steigen heute mit einem höheren Gehalt ein und können durch das Übernehmen von Zusatzaufgaben ihr Einkommen weiter steigern. Was den Beruf für Interessierte attraktiver macht, sind einige Veränderungen, die wir vorgenommen haben. So nehmen wir die Potenziale junger Menschen stärker in den Fokus, um die individuelle Entwicklung zu fördern. Dazu gehört auch der Einsatz künstlicher Intelligenz. Über diesen Weg haben Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, zu Lerninhalten Verständnisfragen online zu stellen.

So wird auf die individuelle Situation der jungen Menschen eingegangen, Schwächere können ohne Scheu ihre Fragen formulieren, Stärkere Input generieren, der sie weiterbringt. Das unterstützt die Lehrpersonen. Ein weiterer Punkt der Entlastung ist, Verwaltungsaufgaben zu reduzieren. Wir versuchen in Kooperation mit dem Land Vorarlberg mehr Unterstützungspersonal zu gewinnen. Das ermöglicht den Lehrpersonen, sich besser auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. In einer Zeit der Unsicherheiten spricht für den Lehrberuf zudem, dass er krisensicher ist, auch bringt er viel Abwechslung mit sich und die Herausforderung, sich immer wieder neu auf die Schülerinnen und Schüler einzustellen.

Der Lehrberuf bietet also viele Vorteile, warum besteht trotzdem ein Fachkräftemangel?

Sicher spielt hier die aktuelle Pensionierungswelle eine wesentliche Rolle. Zudem steigen die Schülerzahlen an, was auch auf den Zuzug ausländischer Personen zurückzuführen ist. Mit einer Teilzeitquote von rund 45 Prozent haben wir in Vorarlberg ein zusätzliches Problem, das den Fachkräftemangel verschärft. Im Bundesländervergleich liegen wir hier ganz klar an der Spitze. Gründe dafür sind die vielen Studierenden, die im letzten Studienjahr in geringerem Stundenausmaß bereits erste Unterrichtserfahrungen sammeln, sowie die seit zwei Jahren aufgenommenen Quereinsteigenden, die noch eine pädagogische Zusatzausbildung absolvieren, und daher zeitlich noch nicht zur Gänze einsatzfähig sind.

Dr. Heiko Richter, seit August 2023 Bildungsdirektor in Vorarlberg.

Was auffällt ist, dass gerade Schulen mit besonderen Herausforderungen weniger Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen. Hier arbeiten meist Menschen, die besonders für die Sache brennen, die Veränderungen bewirken wollen und sich daher ganz bewusst ein Umfeld mit großen Herausforderungen aussuchen. Ein weiterer Grund für den Personalmangel liegt in den eingeschränkten Ausbildungsmöglichkeiten im Sekundarbereich, also die Schulstufen nach Vor-, Volks- und Sonderschule.

Hier kann derzeit in Vorarlberg lediglich zwischen den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und Geschichte gewählt werden. Daher entscheiden sich einige ihre Ausbildung woanders zu machen. Das schwächt den Standort. Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass an den Schulen Großartiges geleistet wird. Das sollte auch besser in der Öffentlichkeit dargestellt werden, um dadurch noch mehr Menschen für den Beruf zu begeistern.

Welche Aktivitäten werden gegen den Lehrer_innen-Mangel durchgeführt?

Es gibt unterschiedliche Aktivitäten, die wir gemeinsam mit dem Bildungsministerium und der Landesregierung durchführen, um Lehrpersonen für unsere Schulen zu gewinnen. So war Vorarlberg das erste Bundesland, das vor zwei Jahren eine eigene Projektstelle für das Lehrer-Recruiting installiert hat. Dort werden alle Maßnahmen gebündelt und laufend ausgebaut. Wir fokussieren uns in erster Linie auf das klassische Lehramtsstudium und wollen junge Menschen nach der Matura für diese Ausbildung gewinnen. Schon in den Vormaturajahrgängen wird mit dem Projekt „Students Teach Students“ ein Schnupperpraktikum an Volks- oder Mittelschulen angeboten, das Lust an einem Lehramtsstudium machen soll.

Ein weiterer Fokus liegt auf Werbung. In der Landeskampagne „Bildung bringt’s“ wird über Inserate, Plakate, Radio, Social Media oder ÖBB-Railscreens für den Beruf geworben. Auch die Präsenz auf Bildungs- und Berufsmessen wird genutzt, um die beruflichen Möglichkeiten als Lehrerin oder Lehrer in Vorarlberg aufzuzeigen. Da wir im Wettbewerb um geeignete Arbeitskräfte mit anderen Unternehmen stehen, auch aus Liechtenstein oder der Schweiz, stärken wir über ein Welcome Center unsere Serviceorientierung und stehen für alle Fragen und Anliegen von Bewerberinnen und Bewerbern sowie Junglehrpersonen zur Verfügung.

Was jedoch am besten wirkt, um Menschen für den Beruf zu begeistern, sind die persönlichen Erfahrungen. Wenn die angehenden Lehrkräfte das erste Mal vor einer Klasse stehen und spüren, was sie bewirken können, das Leuchten in den Augen der Schülerinnen und Schüler wahrnehmen, dann ist das eine bleibende Erfahrung.

Welche Rolle spielen Quereinsteigende bei der Reduktion des Personalmangels?

Seit rund zwei Jahren ist es in Österreich möglich, als Quereinsteigerin oder Quereinsteiger den Lehrberuf auszuüben. Über diesen Weg haben wir bereits 150 Personen für den Lehrberuf gewinnen können. Grundlegende Voraussetzungen sind ein facheinschlägiges Studium und eine dreijährige Berufspraxis. Nach positivem Abschluss des Eignungsfeststellungsverfahrens steigen sie mit vollem Gehalt in den Lehrberuf ein. Im zeitlichen Rahmen von acht Jahren ist dann noch ein viersemestriger Hochschullehrgang an der pädagogischen Hochschule Vorarlberg zu absolvieren. Bisher haben wir mit diesem Modell durchwegs positive Erfahrungen gemacht.

Quereinsteigende kommen mit einem Fachwissen und bringen Lebenserfahrung mit. Es sind Personen, die schon bestimmte Herausforderungen im Leben gemeistert haben und keine geradlinigen Lebensläufe vorweisen. Sie bringen neue Gedanken und Sichtweisen mit, die der Entwicklung der Schulen nützlich sein können. Mit den Quereinsteigenden hat sich eine Personengruppe etabliert, die heute einen wesentlichen Aspekt in unserem Recruiting darstellt.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem AMS bei der Personalsuche?

Das AMS ist für die Bildungsdirektion ein ganz wichtiger Partner vor Ort und wir sind froh um die Kooperation, die wir seit diesem Schuljahr miteinander pflegen. Wir konnten heuer bereits mehrere Informationsveranstaltungen für potentielle Quereinsteigende mit entsprechender fachlicher Qualifikation gemeinsam durchführen. Bei den persönlichen Gesprächen im Rahmen dieser Veranstaltungen ist es auch bereits in einigen Fällen gelungen, Jobsuchende für eine Anstellung im Schuldienst zu gewinnen.

Die Zusammenarbeit mit dem AMS organisiert unser Bedarfskoordinator Bernd Juen, der auch zu anderen relevanten Playern im Land den Austausch sucht. Für mich stellt die Kooperation mit dem AMS eine Win-win-Situation dar, in welcher die richtige Person an die richtige Stelle kommt. Das zeigt, wie wichtig es ist, zusammen an einem Strang zu ziehen.

Bildungsdirektion Vorarlberg

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