Selbstständigkeit fördern
Die Schule am See in Hard setzt auf neue Konzepte in der Bildung. Dabei stehen eigenverantwortliches Lernen und ein wertschätzendes Miteinander im Vordergrund.
Was soll Bildung leisten? Eine Frage, die tief in den ideologischen Schützengraben führt, wo sich unterschiedliche Interessensgruppen in Stellung bringen. Ist es reine Wissensvermittlung, soziale Integration, die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt oder das Fördern unabhängiger Menschen? Was es jedenfalls braucht, sind Initiativen, die sich über Bestehendes hinauswagen und Belebung in verkrustete Strukturen bringen.
Eine dieser Initiativen betreibt die öffentliche Volks- und Mittelschule „Schule am See“ in Hard. Geleitet von den Pädagoginnen Karin Dorner und Ulla Riedmann wird hier das Konzept des schulstufenübergreifenden Unterrichts mit natürlicher Inklusion umgesetzt, das 2021 mit dem Staatspreis „Innovative Schulen“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet wurde.
Offener Unterricht mit individuellen Lerneinheiten
„Bereits vor neun Jahren haben wir angefangen, ein neues pädagogisches Konzept zu entwickeln“, erzählt Karin Dorner, Schulleiterin Volksschule, „eine gemeinsame Schule für die erste bis achte Schulstufe, mit Fokus auf einen offenen Unterricht mit individuellen Lerneinheiten und ansprechenden Erfahrungsräumen.“ Als Ganztagsschule konzipiert, können die Schülerinnen und Schüler hier ihre Talente und Fähigkeiten entdecken, ein soziales Miteinander lernen und ihre Persönlichkeit stärken. Aktuell werden rund 650 Schülerinnen und Schüler von 90 Lehrpersonen in unterschiedlichen Lernhäusern betreut.
Neben vielen leistungsstarken und lernbereiten Kindern profitieren auch weniger bevorzugte Schülerinnen und Schüler vom inklusiven Schulalltag. „Uns ist es ein besonderes Anliegen, das selbstständige Denken und Handeln junger Menschen zu fördern“, so Dorner, „dabei setzen wir auf eigenverantwortliches Lernen im Wechsel mit kurzen, frontalen Lernimpulse. Die Kinder und Jugendlichen können so ihren Schulalltag weitgehend selbst gestalten.“
Leistungsbereitschaft ohne Noten
Um Leistungsstress und Versagensängsten vorzubeugen, werden Noten bis zur sechsten Schulstufe nur auf Wunsch vergeben. „Noten schaffen eine ungesunde Abhängigkeit“, erklärt Ulla Riedmann, Schulleiterin Mittelschule, „wenn sie schlecht ausfallen, dann erzeugt das Druck, fallen sie gut aus, führt das ebenfalls zu Druck, da man glaubt, diese immer bestätigen zu müssen.“ Um die Leistungsbereitschaft auch ohne Noten zu fördern, setzen die Verantwortlichen auf intrinsische Motivation.
„Durch regelmäßiges Feedback bekommen die jungen Menschen Hinweise, was sie gut machen und was sie noch verbessern können. Sie sollen ihre eigenen Maßstäbe finden“, so Riedmann, und die Pädagogin fügt hinzu, „durch die Erfahrung, dass mir etwas gelingt, erhöht sich die persönliche Motivation ganz automatisch. Ich vergleiche das gerne mit dem Erlernen eines Instrumentes. Man hört, ob es gut klingt. Man bekommt ein Gespür dafür, was man erreichen kann und möchte.“
Herausforderungen in der Umsetzung
Eigene Ideen umzusetzen und in Sachen Bildung einen eigenen Weg zu gehen, ist nicht immer einfach und mit Herausforderungen verbunden, wie Dorner weiß. „Wir bekommen oft nicht die Lehrpersonen, die wir benötigen, um unsere Vorstellungen umzusetzen. Diese werden von der Bildungsdirektion zugeteilt, ohne dass wir darauf Einfluss nehmen können.“ Zudem bedarf es einer laufenden Weiterbildung, um den eigenen Anforderungen gerecht zu werden, doch dafür fehlen die Ressourcen. „Es wird uns gesagt, es sei schön, dass wir in die Entwicklung neuer Bildungsformate investiert, aber die Entwicklung soll nichts kosten“, so Riedmann.
Gesellschaftliche Wertvorstellungen haben sich geändert
Reibungspunkte gibt es auch im Umgang mit den Eltern. Das liegt vor allem daran, dass sich persönliche wie gesellschaftliche Wertvorstellungen geändert haben. „Früher war das Ausbrechen der Jugendlichen aus einem System, ob Lehre oder Schule, von den Eltern nicht erwünscht“, so Riedmann, „heute sehen die Eltern einiges anders und es wird die Schuld sehr schnell an den Schulen gesucht.“
Damit der Schulalltag gelingen kann, braucht es jedoch drei Parteien, die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Eltern. „Für uns steht eine wertschätzende Haltung über allem. Daher suchen wir aktiv das Gespräch mit den Eltern, um sie von unserer Herangehensweise zu überzeugen. Denn zukünftig braucht es selbstbewusste und eigenständige Menschen, die ihr Leben meistern und für die gesellschaftliche Entwicklung positive Impulse beisteuern“, so Dorner.
Weitere Informationen über die Schule am See in Hard
AMS Berufsinfomat
Der AMS Berufsinfomat beantwortet Fragen rund um das Thema Berufe, Aus- und Weiterbildung. Er nutzt fortschrittliche KI-Technologie zur Formulierung dynamischer Antworten. Probieren Sie es aus!
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